Experimente
zur Hochschuldidaktik: Uni-Seminare als Kombination von Fachwissenschaft
und Schreibtraining
Gliederung: Vorbereitung: einführende Seminarsitzungen Das eigentliche Seminarkonzept Phase 1 - Abstracts als Methode, Leseerfahrungen zu reflektieren Phase 2 - Ritualisierte Besprechung der Formalia der Hausarbeiten Phase 3 - Inhaltliche Nachfrage und Diskussion Seminarkritik Resümee Nicht nur das Verfassen von Gedichten, auch das Anfertigen von wissenschaftlichen Arbeiten scheint als kaum zu beeinflussende Gnade zu gelten: Studierende scheinen entweder schreiben zu können oder sie können es nicht; zumindest lernen sie es offenbar nicht an der Uni. Dass an den Universitäten das Anfertigen von Haus- und Diplomarbeiten zu selten thematisiert wird, zeigt nicht nur die Vielzahl von Ratgebern zum Thema Schreiben von Seminar- und Diplomarbeiten. Die Vermittlungsdefizite der Hochschulen werden mittlerweile selbst außerhalb des universitären Elfenbeinturms als zentraler Grund für hohe Studienabbrecherquoten thematisiert (etwa Füller 2001, Beyer 2001, Neuhäuser 1999). Für ein Hauptseminar im Fach Publizistik zur Pressegeschichte der DDR (Zentrum für interdisziplinäre Medienwissenschaften der Uni Göttingen) wurden deshalb als hochschuldidaktisches Experiment von Studierenden geschriebene Hausarbeiten zur Seminargrundlage bestimmt. Ziel der Veranstaltung war
kein "Schreibseminar", sondern eine weitgehende Verbindung von fachwissenschaftlicher
Beschäftigung mit einem Training zur Anfertigung von Hausarbeiten.
Den Studierenden sollte damit ein über den inhaltlichen Ertrag hinausgehender
Zusatznutzen geboten werden. Der Rückgriff auf studentische Hausarbeiten
sollte die Arbeit der Studierenden ernst nehmen und ihnen jene schreibtechnische
Standortbestimmung erlauben, die mittels des an den Unis üblichen
Feedbacks (Notenbewertung mit kurzen Kommentaren) nur eingeschränkt
möglich ist. Das Seminar erfolgte als Vertiefung einer Veranstaltung
des vorangegangenen Semesters. Am Kurs nahmen anfangs sieben Studierende
teil, von denen einer bald entschwand, vermutlich weil die angekündigte
Hausarbeit nicht fertig geworden war. Das Geschlechterverhältnis war
ausgewogen.
1. Vorbereitung: einführende Seminarsitzungen Für die eigentliche Besprechung der Hausarbeiten waren drei Blöcke á vier Zeitstunden vorgesehen. Diesen Blöcken wurden zwei einführende Seminarblöcke vorangestellt, die der Vertrauensbildung und Einführung dienten. In der ersten Sitzung wurde zur Einstimmung ein Artikel über Schreibprobleme diskutiert (Beyer 2001), anhand dessen die Studierenden ihre Erfahrungen beim Anfertigen von Hausarbeiten resumieren sollten. Die dabei geäußerten Probleme wie das Entwickeln von Fragestellungen oder das Durchhalten eines 'roten Fadens' sollte in späteren Sitzungen aufgegriffen werden. In der zweiten Sitzung wurde die Funktion von Texten und die Relativität von Textkritik thematisiert. Die Studierenden erhielten dazu einen Text aus der Financial Times Deutschland, der die Bedeutung gut geschriebener Geschäftsberichte für den Börsenwert von Unternehmen behandelte. Die dort für Unternehmer gegebenen fünf "Tricks, um den Leser bei Laune zu halten" (Bauer 2001) wurden auf ihre Brauchbarkeit für die Anfertigung von Hausarbeiten abgeklopft. Um die Relativität
von Bewertungen und Textkorrekturen zu verdeutlichen und störende
Perfektionsvorstellungen
abzubauen, bekamen die TeilnehmerInnen anschließend eine Zeitungsmeldung,
die in Kleingruppen zu bewerten und gegebenenfalls zu korrigieren war.
Vom selben Text wurden anschließend drei Korrekturfahnen von Chefredakteuren
renommierter Zeitungen bzw. Zeitschriften diskutiert, die sich zum Teil
deutlich voneinander unterschieden (Einen Artikel stilistisch schleifen
2001). Nachdem sich die Studierenden auf diese Weise mit unterschiedlichen
Bewertungskriterien und Stilvorstellungen vertraut gemacht hatten, konnte
anschließende gemeinsam eine Checkliste erstellt werden. Diese enthielt
Kriterien wie Gliederung, Relevanz des Themas, Fragestellungen, Zitierregeln
und bildete im weiteren Verlauf des Seminars die Grundlage für die
Beurteilung der Hausarbeiten.
2. Das eigentliche
Seminarkonzept
Die Verwendung von Hausarbeiten
als Seminarlektüre erhöht die persönliche Betroffenheit
der Studierenden. Dies hat einerseits einen positiven Einfluss auf die
Motivation, birgt aber andererseits das Risiko, dass die ungewohnte öffentliche
Kritik Missstimmungen oder gar Verletzungen auslöst, die zuguterletzt
das Erreichen der fachlichen Ziele verhindern können. Deshalb wurden
die zentralen Seminarsitzungen so konzipiert, dass eine möglichst
sachliche, offene und entspannte Gesprächssituation entstehen konnte.
Möglicherweise vorhandene Ängste, sich und das eigene Werk zu
präsentieren, sollten abgebaut und kontraproduktive Aggressionen anderer
TeilnehmerInnen verhindert werden. Teilnehmen durfte nur, wer eine eigene
Hausarbeit einbrachte. Dies sollte den Auftritt von 'Nur-Kritikern' verhindern
und eine sachliche Arbeitsatmosphäre sichern helfen. Bis auf eine
neu in den Kurs gekommene Teilnehmerin brachten alle eine Hausarbeit mit,
die bereits im Rahmen des Vorgängerseminars angefertigt worden war;
die neue Teilnehmerin fertigte ihre Arbeit eigens an.
Jede Seminarsitzung, in
der Hausarbeiten besprochen wurde, war in drei Phasen gegliedert: Die erste
Phase diente zur Besprechung von Abstracts, in der zweiten wurden die Hausarbeiten
formal und in der dritten inhaltlich besprochen (Tabelle).
Phase 1 (Abstracts als
Weg, Leseerfahrungen zu reflektieren): Kern der ersten Phase war die
Besprechung von Abstracts, die von den Studierenden zu jeder Seminarsitzung
anzufertigen waren. In diesen Abstracts waren die Ziele und Inhalte aller
Hausarbeiten (jeweils auch der eigenen) auf 35 bis 50 Zeilen Länge
zusammenzufassen. Die beim Rezensieren notwendige gründliche Beschäftigung
sollte sowohl eine intensive formale wie inhaltliche Auseinandersetzung
mit den zu besprechenden Hausarbeiten sicherstellen. Vermieden werden sollte
damit, dass Studierende lediglich am 'eigenen Auftritt' Interesse zeigen,
deshalb die von den KommilitonInnen geschriebene Seminarliteratur nicht
lesen und somit auch nicht mitdiskutieren können.
Bei der gemeinsamen Besprechung
sollten die Erfahrungen beim Schreiben der Abstracts reflektiert und insbesondere
auf die zwischen den einzelnen Abstracts deutlichen Unterschiede eingegangen
werden. Diese Unterschiede markieren nicht nur die unterschiedlichen Interessen
der AutorInnen, sondern der Vergleich der verschiedenen Abstracts ermöglichte
es, die in den zusammengefassten Hausarbeiten möglicherweise vorhandenen
Brüche und Inkonsistenzen aufzudecken. Die Arbeit mit den Abstracts
sollte die Studierenden nicht nur zum Lesen der Seminarlektüre bringen,
sondern die entstandenen kurzen Texte waren auf diese Weise gleichzeitig
Erkenntnismittel.
Phase 2 (ritualisierte
Besprechung der Formalia der Hausarbeit): Die anschließende gemeinsame
Besprechung der Formalia der Hausarbeiten erfolgte in vier Stufen. Eine
Ritualisierung der Besprechung sollte zu einer Ordnung und Versachlichung
des Diskussionsprozesses beitragen.
In der ersten und zweiten
Stufe benannten alle Anwesenden (obligatorisch auch für die jeweiligen
AutorInnen der Arbeit und für den Seminarleiter) zunächst der
Reihe nach jene Punkte, die ihm/ihr an der vorliegenden Hausarbeit gefielen.
Im Anschluss erfolgte die Benennung der negativ empfundenen Aspekte der
Hausarbeit samt Begründung (Standardformel jeweils: "Gut/weniger gut
fand ich...").
Verteidigungsreden der Autoren
der Hausarbeiten wurden unterbunden, um einen gelasseneren Umgang mit der
Kritik zu üben. Die Äußerungen waren für alle Anwesenden
verpflichtend, was das Feedback soweit zu einem Normalzustand werden lassen
sollte, dass sich niemand vor dem Kritisieren scheute.
Um die Lerninteressen der
AutorInnen der Hausarbeiten weitestgehend zu wahren, bekamen diese anschließend
Gelegenheit, selber Themen und Fragen zu wählen bzw. ihre Schwierigkeiten
beim Schreibprozess zu schildern und Ratschläge einzufordern.
Den letzten Punkt der formalen
Betrachtung der Hausarbeiten bildete jeweils eine beispielhafte Besprechung
typischer Schwierigkeiten von Hausarbeiten, etwa Gliederungsprobleme, Zitierregeln,
problematische Phrasen und andere Formalia. Deren Relativität wurde
verdeutlicht, indem die in einzelnen Wissenschaften und bei einzelnen Professoren
möglichen Variationen besprochen wurden.
Phase 3 (inhaltliche
Nachfrage und Diskussion): Anschließend erfolgte die Besprechung
der Inhalte der Hausarbeiten. Eine Gefahr, dass die Studierenden im Falle
inhaltlich unvollständiger Hausarbeiten falsch oder unzureichend fachlich
informiert würden, bestand nicht. Denn Hausarbeiten dürften sich
in der Qualität und Fehlerhäufigkeit nicht grundsätzlich
von den in den Universitäten traditionell zur Wissensvermittlung genutzten
studentischen Referaten unterscheiden. Anders als bei den Referaten bestehen
jedoch bei schriftlichen Seminarbeiträgen bessere Möglichkeiten,
sich als DozentIn bereits im Vorfeld über ergänzende Quellen
Gedanken zu machen und möglicherweise vorhandene Defizite gezielt
auszugleichen.
Die Besprechung der Hausarbeiten
erfolgte in Blockveranstaltungen zu je zwei Hausarbeiten in vier Seminarstunden.
Die Abstracts und die einer langen mündlichen Prüfung gleich
kommende Betreuung der 'eigenen' Seminarstunden galten als Leistungsnachweis.
Nur ein kleiner Teil der TeilnehmerInnen gab jedoch an, das Seminar wegen
des 'Scheins' besucht zu haben.
3. Seminarkritik
Von insgesamt sechs TeilnehmerInnen
wurde ein Evaluationsbogen ausgefüllt, in dem gezielt nach der Akzeptanz
der einzelnen Methoden gefragt wurde.
Insgesamt stieß das
Seminarkonzept auf großen Zuspruch, ein Teil der Gruppe vermerkte
sogar ausdrücklich Dankbarkeit. Eine Teilnehmerin begrüßte
nachdrücklich das "lehrreiche und intensive, anregende und dringend
notwendig gewesene Seminar". Eine andere Teilnehmerin beschrieb die Veranstaltung
als "insgesamt eine meiner besten (wenn nicht sogar die beste) Seminarerfahrungen
im ganzen Studium".
Wie zu erwarten wurde die
geringe Zahl von TeilnehmerInnen positiv angemerkt. Als sehr wertvoll wurden
die orientierenden Einführungstexte bezeichnet, die die eigenen Schreibprobleme
relativieren halfen. Die Organisation in vierstündigen Seminarblöcken
kam in der Regel gut weg, lediglich ein Teilnehmer fand diese Form zu anstrengend
und bevorzugte zweistündige Seminarblöcke.
Die Methode des Abstractschreibens
kam bei den Befragten durchweg positiv an. Dies zeigte sich nicht zuletzt
daran, dass die Abstracts bis auf kleine Ausfälle von allen TeilnehmerInnen
regelmäßig angefertigt wurden. Die Studierenden akzeptierten
die Methode als hilfreich für das Verständnis der Hausarbeiten.
Eine Teilnehmerin: "Zu jeder Arbeit einen Abstract zu schreiben war zwar
ziemlich mühselig, aber äußerst effektiv. Man ist dadurch
gezwungen, die Texte genau zu lesen und nicht nur zu überfliegen."
Eine weitere Teilnehmerin äußerte sich positiv über die
Orientierungsfunktion, die ein Vergleich der Abstracts ermöglichte.
Bedingt durch das Anfertigen
der Abstracts war die für die Seminarvorbereitung aufgewendete Arbeitszeit
sehr hoch. Die Befragten gaben an, pro vierstündigem Seminarblock
zwischen 1,5 und 7 Std. für die Vorbereitung (Lesen der Hausarbeiten,
Schreiben der Abstracts) aufgewendet zu haben.
Die Besprechung der Abstracts
wurde als anfangs zu langatmig kritisiert. Nach dem ursprünglichen
Seminarkonzept sollten alle TeilnehmerInnen jeden angefertigten Abstract
lesen, vergleichen und kommentieren. Bereits bei der ersten Hausarbeitsbesprechung
zeigte sich jedoch, dass dieses Vorgehen den zeitlichen Rahmen sprengte.
In der gemeinsamen Seminarkritik wurde daraufhin zur Lösung des Problems
beschlossen, dass die TeilnehmerInnen lediglich einen fremden Abstract
lesen und dessen Unterschiede zum selbst verfassten Abstract erläutern
sollten. Auf diese Weise konnte weiterhin jeder Abstract besprochen werden,
was die Motivation erhielt, diese Abstracts überhaupt anzufertigen.
Die Methode, Hausarbeiten
als Grundlage eines Seminars zu wählen, kam im Kurs durchweg sehr
gut an. Die Studierenden empfanden das Seminar als große Hilfe bei
der Einordnung und Erhöhung ihrer Schreibkompetenzen. Eine Studentin:
"Dieses Verfahren ist richtig gut und sollte an der Uni viel häufiger
angewandt werden." Die Studierenden lobten die Möglichkeit zum Vergleich,
die Anregungen bzw. das Training für die eigenen Arbeiten und die
kritische Reflexion der Schreibregeln. Ein Student: "Letztendlich war es
der zentrale Punkt im Ablauf des Seminars. Bloß nicht drauf verzichten!"
Der Anteil an inhaltlich-thematischer
Arbeit war nach Ansicht der Studierenden zu gering. Die Studierenden
gaben zwar an, einen vertieften Einblick in die Einzelthemen erhalten zu
haben, doch wurde kritisiert, dass diese Themen nicht ausreichend erörtert
wurden. "Wenn die Zeit es erlaubt, sollten die Inhalte der Hausarbeiten
auch diskutiert werden." Insbesondere am Anfang nahm die Förderung
der Schreibkompetenzen viel Raum ein. Am Ende des Semester verliefen die
Sitzungen zwar so gestrafft, dass ausreichend Zeit vorhanden war, die TeilnehmerInnen
waren jedoch dann teilweise schlicht zu erschöpft für eine weiterführende
Diskussion.
Ängste vor der öffentlichen
Präsentation der eigenen Arbeiten waren (wenn überhaupt)
nur schwach vorhanden. Zwar hatten fast alle Studierenden zu Beginn des
Seminars in irgendeiner Form zum Selbstschutz klar gemacht, dass ihre Hausarbeit
"noch nicht fertig" sei. Doch erwies sich das Arbeitsklima als so gut,
dass der Kurs auch ohne intensive Behandlung der Feedbackregeln konstruktiv
arbeitete.
Auf dem Evaluationsbogen
wollte schließlich niemand die Präsentation eigener Arbeiten
als heikel resümieren. Ein Teilnehmer fand die Präsentation "anfänglich
etwas komisch (ungewohnt), aber nicht problematisch". Eine Teilnehmerin
fand es "sehr interessant und hilfreich, die Kritik der anderen zu hören",
ein weiterer Teilnehmer bemängelte nach der Präsentation seiner
eigenen Hausarbeit gar eine seiner Meinung nach zu starke "sozialdemokratische
Rücksichtnahme" beim Feedback.
Evaluationsergebnisse:
- Methode "Hausarbeiten
als grundlegende Seminarliteratur": Ø-Note 1,4
4. Resümee
Hausarbeiten als Seminarliteratur
zu wählen ermöglicht es, auch in universitären Fachveranstaltungen
die Schlüsselqualifikation 'Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten'
zu üben. Letzteres wird an den Uni selten getan. Allerdings verlangt
die Methode den Studierenden einen hohen Einsatz ab, kann jedoch dafür
allen mehr Spaß machen, da die Arbeitsmotivation deutlich erhöht
ist. Da pro zweistündiger Sitzung lediglich eine Hausarbeit intensiv
besprochen werden kann, ist eine Teilnehmerzahl von mehr als 10 nicht sinnvoll.
Die Methode, die zu besprechenden
Hausarbeiten jeweils in einem Abstract zusammenfassen zu lassen, hat sich
bewährt: Sie förderte die Lesegenauigkeit und führte zu
einer intensiven Beschäftigung mit den Hausarbeiten. Insbesondere
wenn Texte inhaltlich wie formal (sinnvolle Gliederung, durchgehaltene
Fragestellungen etc.) bewertet werden sollen, müssen alle Beteiligten
eine vertiefte Textkenntnis mitbringen.
Ein Seminarablauf, der sowohl
Abstracts wie eine formale und inhaltliche Besprechung von Hausarbeiten
vorsieht, verlangt ein sehr striktes Zeitmanagement. Bei der inhaltlichen
Auseinandersetzung mit den Hausarbeitsthemen erwiesen sich einige wenige
pointierte Fragen als sinnvoll.
Um die Methode 'Hausarbeiten
als Seminarlektüre' wählen zu können, müssen die Hausarbeiten
bereits vor Beginn der Veranstaltung bzw. der zentralen Seminarblöcke
geschrieben sein. Dies ist bei einer Fortsetzungsveranstaltung gut möglich,
bei einem eigenständigen Seminar können jedoch Probleme auftreten:
Die Studierenden müssten in einem solchen Fall mit dem Schreiben beginnen,
ohne zuvor eine tiefere fachliche Orientierung bekommen zu haben. Das Schreiben
der Hausarbeiten und zusätzlich ihre zeitintensive Besprechung könnten
dann für die TeilnehmerInnen eine zu hohe Arbeitsbelastung bedeuten.
Genannte Literatur
Bauer, Ina
(2001): Börsenwert hängt am Geschäftsbericht. In: Financial
Times Deutschland, 6.4.2001;
"Oft werden
zu Seminaren Hausarbeiten angefertigt, die - wenn sie nicht als den Referaten
vorausgehende oder nachträgliche schriftliche Ausarbeitung fungieren
- nur in einem lockeren Zusammenhang zum Seminarthema stehen. Sie spielen
in den Sitzungen keine Rolle, ja bleiben den Seminarteilnehmern in der
Regel sogar unbekannt. Viele Studierende beklagen überdies, dass sie
auch von den Lehrenden über diese isolierte Leistung keine nennenswerte
Rückmeldung erhalten, so dass sie über die Qualität ihrer
Arbeit und über Verbesserungsmöglichkeiten wenig lernen. Der
Autor stellt ein Seminarkonzept vor, das die Hausarbeiten als Basis der
fachwissenschaftlichen Lektüre in den Seminarverlauf einbezieht. Ein
vielversprechender Ansatz, der allerdings in der vorliegenden Variante
(vgl. zu Alternativen: Stäheli/Brock in HSW) nur in kleinen Seminaren
gelingt." (>>>) |
tion möglicherweise zum Nutzen Ihres Verlages verlängern. Matysiak, Stefan Matysiak
Hochschuldidaktik beschäftigt sich mit allen Aspekten von Lernen, Lehren und Studium an Hochschulen.
Dies betrifft zum einen die kritische Auseinandersetzung mit Inhalten von Studiengängen und die Studienreform, der Weiterentwicklung von Studiengängen. Dieser „Inhaltsaspekt“ von Studium und Lehre stand in der „Hochkonjunktur“ der Hochschuldidaktik während der 1960er Jahre im Mittelpunkt und basierte auf einer grundlegend gesellschaftskritischen Haltung, welche Gegenkritik nach sich zog. Der „Vermittlungsaspekt“, d. h. die Planung und Durchführung von Unterricht und Lehrveranstaltungen ist erst später in den Fokus gerückt, als verstärkt die Frage diskutiert wurde, was „gute“ Lehre ausmacht und wie diese gefördert werden kann. Dennoch ist Hochschuldidaktik keine Verlängerung von Schulpädagogik oder deren Übertragung auf eine andere Institutionsform, sondern "sie ist vielmehr auf Wissenshaftstheorie, -geschichte, -soziologie angewisen. Hochschuldidaktik ist von Wissenschaftsforschung und Wissenschaftsdidaktik nicht zu trennen (...)" (Huber, 1995, S. 114).
In der aktuellen Diskussion wird Hochschuldidaktik oft auf diesen Aspekt verkürzt, wenngleich gerade im Kontext des Bologna-Prozesses auch die Frage der Inhalte und der Struktur von Studiengängen einer kritischen Auseinandersetzung bedarf.
Hochschuldidaktische Weiterbildung ist keine Voraussetzung für die Berufung zum Hochschullehrer. Hochschuldidaktik wird daher als Angebot an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Lehrbeauftragte oder bereits tätige Professorinnen und Professoren gestaltet. Anders als in anderen europäischen und anglo-amerikanischen Ländern ist nur in den wenigsten Bundesländern in Deutschland der Nachweis einer didaktischen Qualifikation für die Tätigkeit als Lehrender einer Hochschule erforderlich.
Nachhaltige Förderung der Qualität der Hochschullehre verlangt nachhaltigen Ausbau der Hochschuldidaktik!